Kapitän und Teamplayer
- RC Sport
- 30. Juni 2022
- 3 Min. Lesezeit
Tennis-Bezirksmeister Florian Daffner steht mit dem TC RC Sport vor einer schweren Drittliga-Saison / Reserven hat der 21-Jährige bei der Urlaubsplanung

Vor sechs Jahren sorgten die drei Daffner-Brüder erstmals für Furore, als sie fast zeitgleich in ihren Altersklassen – von der U16 bis zur U9 – den Tennis-Sachsenmeistertitel errangen. Das Trio ist am Ball geblieben, auch wenn sich die Prioritäten verschoben haben. Vor wenigen Wochen hätte es bei den Bezirksmeisterschaften im Männerdoppel fast ein reines Daffner-Endspiel gegeben, wenn der 15-jährige Felix im Halbfinale mit seinem Partner den Matchball genutzt hätte. Doch die Prioritäten sind tatsächlich andere. Felix spielt bei den RB-Fußballern in der U16 und nimmt nur noch selten den Tennisschläger in die Hand. Fabian, der Mittlere, hat noch die meiste Zeit fürs Tennis und freute sich vor wenigen Tagen mit dem Team des RC Sport über den U18-Oberligatitel. Für Florian steht längst der Beruf an erster Stelle. Der 21-Jährige steht sechs Tage die Woche als Serviceleiter im Mölkauer Autohaus seines Vaters seinen Mann. Auf den Tennisplatz schafft er es nur noch nach 18 Uhr. Das hindert ihn aber nicht daran, mit dem Filzball in diesem Frühjahr eine Schippe draufzulegen. Er war zu Pfingsten zu Recht stolz auf seinen ersten Männer-Bezirksmeistertitel. Und schielte schon fast in Richtung Sachsenmeister, als er mit der Urlaubsplanung durcheinander kam. Rund ums einzige punktspielfreie Wochenende buchte er einen Kurzurlaub mit seiner Freundin – und übersah glatt die sächsischen Titelkämpfe. Doch für ihn als Kapitän des TC RC Sport steht in diesem Sommer die Mannschaft an erster Stelle. Am Sonnabend startet er mit seinen Jungs mit einem Heimspiel in die vierwöchige Drittliga-Saison. Um 12 Uhr ist der Münchner Vorzeigeclub Iphitos zu Gast auf der Anlage Am Elsterwehr, weitere Heimauftritte folgen am 16. Juli (10 Uhr) gegen Ismaning sowie am 24. Juli (12 Uhr) gegen Augsburg. RC Sport geht ohne Verstärkung in die Saison und gilt auch deshalb als Abstiegskandidat. „Unser Ziel ist trotzdem der Klassenerhalt, schließlich haben wir Leipziger in diesem Jahr einen Sprung nach vorn gemacht. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, dass diejenigen spielen sollen, die im vorigen Jahr den Aufstieg erkämpft haben. Wir hatten Kontakt mit Spielervermittlern. Aber für echte Verstärkungen fehlt uns ehrlicherweise die Kohle“, sagt Florian Daffner, der mit Mannschaftleiter Gunter Reißaus alle Fäden fürs Regionalligateam zusammenhält. Ein Angebot vom TLZ Espenhain lehnte er ab: „Beim RC Sport spielen meine Freunde, die wollte ich nicht im Stich lassen.“
Zwei Russen ganz oben auf der Teamliste sind für die Punktspiele gar nicht vorgesehen – nicht nur wegen der politischen Lage. Sie sorgen vielmehr dafür, dass Daffner auf Position sieben rutscht und auch im Oberligateam startberechtigt war. Topspieler der Leipziger ist erneut der Italiener Davide Pontoglio. „Leider spielt er parallel noch in der italienischen Liga. Weil es dort Terminverschiebungen gab, kann er nur bei vier unserer sechs Spiele dabei sein“, bedauert Daffner. Die Tschechen Tomas Toman und Martin Jurecek sind inzwischen RC-Urgesteine. Daffner ist froh, dass Nikolai Barsukov dem Verein die Treue hält. An dem 15-Jährigen baggern längst größere Klubs. Und der Kapitän singt ein Loblied auf Christopher Arens. „Er ist ein Organisationstalent. Er studiert Medizin, ist ein Top-Nachwuchstrainer, macht seinen A-Schein und trainiert selbst fleißig. Respekt, wie er das unter einen Hut bekommt.“ Er selbst spiele seit dem Winter aggressiver und erfolgreicher, meint Florian Daffner. „Ein paar Trainingseinheiten bei Oleg Barsukov in Machern haben mir gutgetan.“ Sonst habe er keinen Coach, sei aber stets auf der Suche nach hochkarätigen Trainingspartnern. Unter anderem duelliere er sich gern mit einem Zweitligaspieler aus Frankfurt/Main, der wegen seiner Freundin häufig in Leipzig zu Gast ist. Bis 2017 träumte er von einer Tenniskarriere, spielte als Teenie hochkarätige Jugendturniere in Barcelona, Griechenland oder Mallorca. „Mein Vater und ich haben mal ausgerechnet, dass uns meine Jugend-Karriere knapp 200 000 Euro gekostet hat. Wir waren immer realistisch, dass es zum Profi nicht reichen wird.“ Mit 16 schubste ihn ein Mitschüler auf Klassenfahrt von einer drei Meter hohen Mauer. Ein Wadenbeinbruch und das Ende der Leistungssportlaufbahn waren die Folge. Doch Tennis spielt er weiter unglaublich gut. Und für den Sachsenmeistertitel gilt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Quelle: LVZ, 30.06.2022, Text: Frank Schober, Bildquelle LVZ: privat
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