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LVZ: Portrait von Nachwuchshoffnung Nikolai Barsukov!


Macherner Tennis-Talent Nikolai Barsukov spielt mit zwölf Jahren schon Turniere in ganz Europa! 

VON HAIG LATCHINIAN 

Boris Becker siegte 1985 als 17-Jähriger in Wimbledon. So gesehen hat Nikolai Barsukov (12) noch etwas Zeit. Der Macherner Junge, der mit Becker nicht nur für ein Foto posierte, sondern auch schon von ihm gecoacht wurde, gilt als große Tennis-Hoffnung. Als deutsche Nummer 1 in seiner Altersklasse gewann er bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Ludwigshafen Gold und Silber. Für das alles andere als erfolgsverwöhnte sächsische Tennis bedeutet der kometenhafte Aufstieg des blonden Jungen beinahe einen ähnlichen Höhenflug, wie ihn im Osten einst Kosmonaut Sigmund Jähn vollbrachte. . In Ludwigshafen holte der Zwölfjährige – um im Bild zu bleiben – die Sterne vom Himmel: Gold im Doppel, Silber im Einzel. Manch einer hätte bei der Finalniederlage geweint oder vor Wut den Schläger in die Ecke geschmettert – ein No-Go für Nikolai Barsukov: „Damit würdest du nur Schwäche zeigen. Wenn der Gegner mal besser sein sollte, bin ich ein fairer Verlierer“, sagt der kesse Bursche, der im deutschlandweiten Ranking seiner Altersklasse an Nummer 1 steht. Nikolai gilt als Kämpfer. Schon als Kapitän der Macherner Fußballer verlor er ungern. Er pushte seine Mitspieler, um Rückstände aufzuholen. Prompt fiel der Kicker mit Drang zum Tor einem RB-Scout auf, der ihn zum Probetraining einlud. „Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens“, so der Dreikäsehoch. Letztlich blieb er dem Tennis treu, das er schon spielte, als an Fußball noch gar nicht zu denken war. So ist für ihn der Fußball die schönste Nebensache der Welt. An jedem freien Wochenende – so es das noch gibt – ist er im Stadion und drückt RB die Daumen. Beinahe hätte er auf dem Tennisplatz von Machern gegen den damaligen Kapitän Dominik Kaiser gespielt: „Der hat mich herausgefordert. Ich hatte zugesagt – leider kam das Match aus Termingründen nie zustande.“ Kein Wunder: Nikolai ist bereits ein Globetrotter. Mallorca, Portugal, Weißrussland – er spielt europaweit Matches. Zuletzt siegte er gegen die Nummer 1 aus Dänemark – in drei Sätzen und nach 3:40 Stunden. „Klar war das anstrengend. Deshalb muss ich jetzt vor allem körperlich zulegen.“ 70 Prozent seines Trainings sind Athletikübungen. Als Nationalkader der U14 wird für ihn die nächste Saison entscheidend, wenn er nicht mehr der Jüngste ist, sondern gegen Gleichaltrige aufschlägt. Vater Oleg freut sich auf Europameisterschaften und Europapokal. Er selbst war in seiner Heimat Weißrussland aktiver Tennisspieler, im Armeesportclub Minsk trainierte er beim Vater von Natalia Zvereva. Max Mirny und Victoria Azarenka – Weißrussland hat im Tennis immer wieder Hochkaräter zu bieten. Oleg studierte fünf Jahre lang an der Tennisakademie. Von Physiologie bis Psychologie – das volle Programm. Sachsens damaliger Tennis-Präsident Wolfgang Lassmann lud den Sportlehrer nach Leipzig ein, um den Nachwuchs zu trainieren. Oleg folgte dem Ruf mit 25 Jahren. Und hat es nie bereut. Bis heute trainiert er in Machern 70 Mädchen und Jungen aus nah und fern. Er ist stolz darauf, was die 120 Erwachsenen des Macherner Vereins mittlerweile geschafft haben. Die Anlage ist ein Schmuckstück. Jedoch muss man Glück haben, die starke Vorhand und den harten Aufschlag des Sohnemanns dort bewundern zu können. Denn meist trainiert der Filius auswärts. Inzwischen übt der Junge in Leipzig mit der Herrenmannschaft des TC RC Sport, lässt sich von professionellen Masseuren durchkneten und schwitzt beim Fitnesstraining in Abtnaundorf. Mama Natalia springt oft als Chauffeur ein. Zwischendurch muss der Sechstklässler am Brandiser Gymnasium die Schulaufgaben erledigen: „Mein Lehrer Franz Liebisch ist sehr nett. Wenn ich zu Turnieren ins Ausland fahre, sagt er mir vorher, was ich lernen muss.“ Mathe und Physik seien nicht gerade seine Lieblingsfächer, dagegen laufe es in Deutsch, Biologie und Russisch gut. Wen wundert’s, mit seinen Eltern und Schwesterchen Daria (9) spricht Nikolai nach wie vor in der Sprache des Vaters. Einer seiner Trainer, der 21-jährige Bezirksmeister Christopher Arens, ist voll des Lobes über ihn: „Noch kann ich Nikolai das Wasser reichen. Spätestens in drei Jahren spielt er mich jedoch in Grund und Boden. Vater Oleg will von der großen Karriere noch nichts wissen: „Immer schön auf dem Teppich bleiben.“ Fast ihren ganzen Verdienst investieren die Eltern in den Nachwuchs. Tennis gilt als eine der teuersten Sportarten. Um so dankbarer ist die Familie dem Verein, dem Verband sowie den Sponsoren. Ein japanischer Sportartikelhersteller stattet den Jungen mit Schlägern, Schuhen und Taschen aus. Zudem sei es ein Glücksfall, dass der Vater als einer der Nachwuchs-Nationalcoachs ohnehin mit seinem Sohn auf Reisen geht: „So können wir uns das Betreuungsgeld sparen.“ Bei Lehrgängen macht Nikolai immer wieder Bekanntschaft mit den Großen des Welttennis: Nicolas Kiefer, Mischa Zverev, Andrea Petkovic, Claudia Kohde-Kilsch – und Boris Becker. Die Tipps von Becker seien Gold wert. „Er guckt sich die Spieler in aller Ruhe an. Wenn er Fehler bemerkt, versucht er sie zu korrigieren“, sagt Nikolai. Er mag die unaufgeregte, lebenskluge Art des Ex-Wimbledon-Gewinners: „Ich sehe ihn auch gern im Fernsehen, wenn er mit Matthias Stach über Tennis fachsimpelt.“ RC-Sport-Chef Veikko Ziegler, Sachsens Tennis-Boss Rainer Dausend und andere – er habe viele Unterstützer, betont der 1,74 Meter große und 52 Kilo leichte Macherner. Am liebsten spielt er auf dem Hartplatz: „Dann verliert der Ball anders als auf Sand nicht so an Fahrt. Sie müssen wissen: Ich schlage aggressiv auf – und meist, ohne zu stöhnen.“ Ihn reize weder Monaco noch Lamborghini: „Ich will einfach so viele Siege wie möglich für mein Land erringen.“ Er meint Deutschland und ist stolz wie Oskar, den Trainingsanzug der Nationalmannschaft zu tragen – denselben, in dem Boris Becker erst kürzlich den Lehrgang leitete.

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