Tennis-Regionalliga: RC Sport verliert zweimal unglücklich 4:5, TLZ Espenhain erster Spitzenreiter
Leipzig. Sie hatten beim RC Sport sogar über den Aufbau einer Zusatztribüne nachgedacht, diesen enormen zusätzlichen Aufwand aber dann doch verworfen. Das Leipziger Männer-Team mit seinem neuen Zugpferd aus Argentinien hatte 200 Zuschauer zum Start der Tennis-Regionalliga auf die Anlage Am Elsterwehr gelockt. „Die Atmosphäre war super – nur das Ergebnis hat leider nicht gepasst“, sagte Kapitän Florian Daffner nach dem 4:5 gegen Regensburg. 24 Stunden später spielte sein Team auch in Straubing auf Augenhöhe, doch erneut hieß es 4:5.
Damit haben die Hoffnungen der Leipziger auf den Klassenerhalt einen ersten großen Dämpfer erhalten. Ganz anders die Situation 25 Kilometer südlich: Neuling TLZ Espenhain überrollte seine Auftaktgegner Bamberg und Regensburg mit 9:0 sowie 6:3 und ist nach zwei Spieltagen Spitzenreiter der Südost-Staffel. „Wir wollten eine Duftmarke setzen und zeigen, dass wir vorn mitspielen können. Das ist uns absolut gelungen“, sagte Vereinsvize Tim Wittig, der zum Auftakt in Bamberg nicht dabei sein konnte, weil er selbst mit den Herren 30 des LSC in München den dritten Regionalliga-Saisonsieg einfuhr und dem Klassenerhalt ein großes Stück näher kam.
Dass das TLZ an den ersten beiden Elite-Spieltagen gleich mit fünf internationalen Stars auftrumpfte, die in der Weltrangliste die Plätze 193 bis 665 einnehmen, sei gar nicht geplant gewesen. „Doch am Donnerstag meldete sich noch unser Kroate Nino Serdarusic aus Kolumbien, wo er gerade ausgeschieden war.“ Spontan flog der 27-Jährige nach Frankfurt und nahm am Freitag den letzten Zug nach Bamberg, wo er erstmals auf sein Team traf.
„Es war ein geiler Tag, den ich niemals vergessen werde“, sagte Sachsenmeister Tristan Nitschke, der als einziger einheimischer Spieler eingesetzt wurde und nach großem Kampf ebenfalls sein Einzel gegen einen zwölf Jahre älteren Ex-Profi knapp gewinnen konnte. „Ich habe immer wieder versucht, positiv zu denken und ein mega Spiel gemacht“, so der 21-Jährige.
Tags darauf fühlte er sich nicht ganz fit, sodass der 17-jährige Lucas Scheinert seine Regionalliga-Premiere feiern durfte. Ihm fehlte im Einzel bei böigem Wind sichtlich die Erfahrung, aber im Doppel steuerte einen Punkt bei. „Im Gewerbegebiet Espenhain fehlen ein paar hohe Bäume, um den Wind abzuhalten“, sagte Wittig, der sich über 80 Zuschauer freute. Dies war für Espenhainer Verhältnisse durchaus ein Schritt in die richtige Richtung. „Bei uns spielen Profis, die aus der Bundesliga 1200 Zuschauer gewohnt sind. Regionalliga unter Ausschluss der Öffentlichkeit wäre ein Drama.“ Die Gastspieler aus Italien, Kroatien und Spanien lobten die schmucke Anlage in Espenhain, die reibungslose Organisation und die gute Küche im Atlanta-Hotel Wachau.
Beim TC RC Sport geht der Blick nach der ersten Enttäuschung bereits Richtung Samstag, wenn ab 11 Uhr gegen den Tabellenletzten Bamberg ein Sieg Pflicht ist. „Ein 3:3 nach den Einzeln ist eine gute Ausgangsposition“, sagte Neuzugang Constantin Schmitz. „In den Doppeln fehlte uns das gewisse Etwas, teilweise auch das Glück, wenn wir zweimal das entscheidende Match im Champions-Tiebreak abgeben. Aber die Stimmung im Team ist gut, wir sind uns sicher, dass wir noch Siege einfahren werden.“
Steigerungsfähig ist auf jeden Fall Jugendmeister Nikolai Barsukov, der seinen eigenen Ansprüchen und den Erwartungen der Teamkollegen noch nicht gerecht wurde und in seiner ersten offiziellen Woche in der Boris-Becker-Academy in Hessen wieder Schwung aufnehmen will.
Derweil beobachtet Florian Daffner genau, wie sich der Argentinier Genaro Alberto Olivieri in Troyes bei Paris schlägt. Der 25-Jährige ist ein echter Sandplatzspezialist und war in Wimbledon nicht unerwartet früh in der Quali gescheitert. Daher wohnte er vier Tage lang in Daffners Gästezimmer, ehe er nach Frankreich weiterflog. „Er ist ein aufgeschlossener Typ, der echt Kampfgeist gezeigt hat und uns gern weiter helfen würde. Es klingt zwar komisch: Aber ich hoffe, er scheidet in Troyes im Viertelfinale aus und kommt direkt wieder zu uns“, so der Kapitän.
Quellenangabe: Leipziger Volkszeitung vom 04.07.2023, Seite 22
Dazu gibt es noch ein paar private Impression vom Spielfeldrand:
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